Die Geschichte wiederholt sich – zumindest für den Branchenprimus. Wieder ist Wahljahr in den USA – und wieder verbucht die New York Times Company, die mit ihrer Berichterstattung in der Trump-Ära massiv an Lesern gewonnen hatte, Zuwächse nach jeder Lesart, wie bei Vorlage der jüngsten Quartalsbilanz zu besichtigen.

Die „Gray Lady“ liefert weiter: Im Dreimonatszeitraum zwischen Anfang April und Ende Juni konnte der 173 Jahre alte Zeitungspionier von der Eighth Avenue erneut Fabelergebnisse ausweisen. So legten die Erlöse um weitere 6 Prozent auf 625 Millionen Dollar zu, während die Gewinne gar zweistellig wuchsen. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 14 Prozent auf bereits 104,7 Millionen Dollar, während als Konzerngewinn netto 65,5 Millionen Dollar hängen blieben – ein Plus von satten 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

NYT gewinnt weitere 300.000 Abonnenten

„Es war ein starkes zweites Quartal für The Times – eines, in dem wir auf dem Weg, unsere Abonnentenbasis zu vergrößern und zum unverzichtbaren Abonnement für jeden neugierigen Menschen zu werden, der die Welt verstehen und mit ihr in Kontakt treten möchte, weitere Fortschritte gemacht haben“, bewertete CEO Meredith Kopit Levien, die die Geschicke der NYT Company seit September 2020 führt, die starke Geschäftsentwicklung.

Was Levien damit meint: Das Abonnentengeschäft legt immer noch stetig zu, obwohl die New York Times im vergangenen Jahr bereits den Meilenstein von 10 Millionen zahlenden Lesern genommen hatte. Allein im zweiten Quartal konnte die New York Times inklusive des vor zweieinhalb Jahren übernommenen Sportportals The Athletic 300.000 Digital-Abonnenten hinzugewinnen. Es war der stärkste Abonnentenzuwachs innerhalb eines Jahres.

Anhaltendes Abonnentenwachstum bleibt der große Erlöstreiber

Per Ende Juni brachte es die NYT bereits auf über 10,21 Millionen Digital- und 630.000 Abonnenten der gedruckten Ausgabe, also insgesamt auf 10,84 Millionen zahlende Leser.  Der Großteil der Abonnenten (45 Prozent) hat sich dabei gleich für eine Bundle-Mitgliedschaft entschlossen, die mehrere Angebote umfasst.

In Dollar und Cent macht sich die früh eingeschlagene Bezahlstrategie beim Online-Angebot mehr denn je bezahlt. Im zweiten Quartal 2024 legten die mit Digital-Abonnements erzielten Umsätze abermals zweistellig zu – nämlich um satte 13 Prozent auf bereits 305 Millionen Dollar. Inklusive der Print-Ausgabe, die weiter leicht sinkende Erlöse verzeichnet, zogen die durch Bezahlabos erzielten Umsätze um rund 7 Prozent auf 439 Millionen Dollar an und machen damit inzwischen bereits mehr als 70 Prozent der gesamten Konzernerlöse aus.

Aktie schießt auf Allzeithochs

„Durch die Kombination aus unserem erstklassigen Nachrichtenangebot und den marktführenden Lifestyle-Produkten verfügen wir über komplementäre Angebote in großen Bereichen, die jeweils mehrere Wachstumshebel besitzen und mehrere Einnahmequellen erschließen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Kombination The Times in einer sich wandelnden Medienlandschaft widerstandsfähig und gut positioniert für eine kontinuierliche Wertschöpfung macht“, ist Vorstandschefin Levien optimistisch für das Jahresendgeschäft.

Die Wall Street teilt die Zuversicht und schickte die Aktie der „Gray Lady“ seit Jahresbeginn um 16 Prozent nach oben. Lohn der rasanten Rally: Bei Kursen von über 56 Dollar erreichte die New York Times Company vor wenigen Wochen gar den höchsten Stand in ihrer Börsenhistorie – Allzeithochs! Das Flaggschiff des amerikanischen Qualitätsjournalismus setzt damit in den aktuell herausfordernden Zeiten für Verlage ein ganz besonderes Ausrufezeichen: An den Kapitalmärkten wird der Konzern inzwischen mit mehr als 9 Milliarden Dollar bewertet. Damit gilt gleich im doppelten Wortsinne: Nie war die NYT Company wertvoller als heute – als Unternehmen und als Aushängeschild der Branche.

Der Autor

Nils Jacobsen
Nils Jacobsen
Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“ / „Das Apple-Imperium 2.0“ ) berichtet seit 20 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und digitalen Wirtschaft.