Der große Coup ist 12 Jahre alt: Am 1. August 2007 lieferte der Mann, dem die Nachrichten gehören (Titel der Biografie von Michael Wolff, „The Man who owns the news“), die bis dato größte Schlagzeile seiner überlebensgroßen Karriere. „Murdoch sichert sich mit seinem Gebot den Dow Jones Verlag“, titelte das Wall Street Journal (WSJ), das davon selbst am meisten betroffen war.
Für 5,6 Milliarden Dollar wanderte der inzwischen 137-jährige US-Traditionsverlag inklusive des Kronjuwels Wall Street Journal an Rupert Murdochs Medienimperium News Corp. Es war der finale Akt eines halbjährigen Übernahmepokers, bei dem der australisch-amerikanische Medienmogul seine Offerte immer weiter nachgebessert hatte.
WSJ-Mutter News Corp. auf zweistelligem Wachstumskurs
Auch wenn sich immer wieder kritische Stimmen aus der Eigentümerfamilie um den Verkauf ranken, ist dem Wall Street Journal der Eigentümerwechsel fraglos bekommen. Die Konzernmutter News Corp., in welcher der Medienmogul seine Zeitungsaktivitäten gebündelt hat, befindet sich weiter auf zweistelligem Wachstumskurs. Im Ende Juni abgeschlossenen Geschäftsjahr 2018/19 konnte News Corp. bei Rekordumsätzen von 10,07 Milliarden Dollar (+12 Prozent) einen Nettogewinn von 228 Millionen Dollar verkünden.
Wall Street Journal steuert die 3-Mio-Abonnenten-Marke an
Das Wall Street Journal, das den Löwenanteil seiner Erlöse seit jeher durch Abonnements einfährt, konnte per Ende Juni selbst neue Bestmarken bei seiner Leserschaft ausweisen. Ende des zweiten Quartals vermeldete das WSJ bereits 1,82 Millionen digital-only-Abonnenten – nach der New York Times der zweithöchste Digital-Abonnentenstamm aller Qualitätszeitungsangebote.
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als die Murdoch-Publikation noch 1,59 Millionen ausschließlich digitale Abonnenten auswies, konnte das Wall Street Journal einen Zuwachs von 14 Prozent vermelden. Die Printausgabe eingeschlossen, brachte es das Wirtschaftsmedium per Ende Juni 2019 bereits auf 2,6 Millionen Abonnenten, von denen sich 69 Prozent für die Digitalversion entschieden haben. Hält das Wachstumstempo an, dürfte schon im nächsten Sommer die magische Marke von drei Millionen zahlenden Abonnenten fallen.
Mitgliedsprogramm WSJ+ sorgt für deutliches Digitalwachstum
Dabei hat das Pflichtblatt der US-Börsen seinen Preis: Die auflagenstärkste Zeitung der Vereinigten Staaten kostet im monatlichen Print-Abo 43 Dollar, während die Online-Variante für 38 Dollar zu haben ist (beide Ausgaben zusammen kosten 45 Dollar im Monat); deutsche Digital-Abonnenten kommen für 29 Euro zum Zug.
Maßgeblichen Anteil am Digitalwachstum hat das 2014 ins Leben gerufene Mitgliedsprogramm WSJ+, das eine Abkehr von der harten Paywall ist und WSJ-Inhalte flexibler zugänglich macht. So erhalten auch Nicht-Abonnenten für 24 Stunden Zugang, wenn sie ihre Email-Adresse hinterlassen. Gleichzeitig werden exklusive Bezahl-Inhalte für alle zugänglich, wenn sie von Abonnenten in den sozialen Medien geteilt werden. Das trägt wiederum zur Verbreitung der Marke bei.
Erfolgreiche Transformation vom Abo- zum Mitgliedsmodell
WSJ+ bietet zudem unterschiedliche Premium-Stufen: ein Studenten-Abo, das klassische Abo-Modell mit verschiedenen Laufzeiten und mit immer neuen Einstiegsangeboten sowie ein WSJ-Pro-Angebot für Führungskräfte. Das Mitgliederprogramm bietet zudem auf jedes Mitglied zugeschnittene Angebote, die weit über die Content-Bereiche hinausgehen – von der Teilnahme an Podiumsdiskussionen, über Einblicke in den Redaktionsalltag bis zum Gourmet-Dinner.
„Wir haben begonnen, den Kunden als Mitglied zu betrachten – als Ausgangs-, nicht als Endpunkt“, erklärt Marketchefin und Executive Vice President Suzi Watford das Erfolgsrezept in der Transformation vom Abo- zum Mitgliedsmodell.