Es ist die Pflichtlektüre unter den Journalismus-Studien: der alljährlich erscheinende Digital News Report des Reuters Institute, den die Nachrichtenagentur in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford herausgibt. Eine der zentralen Erkenntnisse der Umfrage: Bei der Auswahl der Nachrichtenangebote im Internet setzen User auf etablierte journalistische Medienmarken.

Obwohl der Anteil der nachrichtenbezogenen Internetnutzung in sozialen Mediender wächst (34 Prozent), wählen die meisten erwachsenen Onliner regelmäßig den direkten Zugang und greifen ohne Umwege auf die Webseite oder die App einer journalistischen Medien-Marke zu (37 Prozent). Das geht aus der Analyse der Ergebnisse für den deutschen Markt durch das Leibniz-Institut für Medienforschung / Hans-Bredow-Instituts hervor (2019).

Medienmarke ausschlaggebendes Kriterium bei Nachrichtennutzung

Addiert man die Nutzer hinzu, welche gezielt nach einem Medienangebot gesucht haben, vergrößert sich der direkte Zugang gar auf 55 Prozent. „Die Nachrichtenmarke stellt dementsprechend für junge und für ältere Nutzer weiterhin ein ausschlaggebendes Kriterium für den Zugang zu Nachrichten dar“, stellen Sascha Hölig und Uwe Hasebrink vom Hans-Bredow-Institut fest.

Insgesamt bleibt die Nachrichtennutzung der Bundesbürger weiter auf hohem Niveau. 95 Prozent der erwachsenen deutschen Online-Nutzer liest, schaut oder hört 2019 mehrmals die Woche Nachrichten. 72 Prozent der befragten Onliner sehen bei der Nachrichtennutzung fern, 68 Prozent rufen News online ab, während sich 44 Prozent im Radio informieren. Mit 34 Prozent ist die Verwendung von gedruckten Zeitungen und Zeitschriften als Nachrichtenquelle für Online-Nutzer konstant geblieben (wöchentlich genutzte Nachrichtenquellen 2019 in Prozent).

Vertrauen in Social Media sinkt

Das Vertrauen in nationale Nachrichtenangebote ist in der Bundesrepublik im internationalen Vergleich weiter relativ ausgeprägt: Mit 47 Prozent der Studienteilnehmer, die Nachrichten im Allgemeinen vertrauen, rangiert Deutschland auf dem 12. von 38 Plätzen.

Die höchste Vertrauenswürdigkeit genießen dabei neben den Hauptnachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme regionale Tageszeitungen. Wenig überraschend auf dem letzten Platz befinden sich nach zahlreichen Fake-News-Kontroversen dagegen Social Media-Angebote, denen nur noch 16 Prozent der deutschen Online Nutzer bei der Nachrichtennutzung trauen.

Instagram neuer Lieblings-Social-Media-Nachrichtenkanal der Generation Z

Interessanterweise hat sich unter den Nachrichtenangeboten im Social Media-Segment bei der jungen Zielgruppe der Generation Z ein Paradigmenwechsel vollzogen. Nicht mehr der langjährige Platzhirsch Facebook oder Google-Tochter YouTube spielen als Social-Media-Informationskanal bei den jungen Erwachsenen die wichtigste Rolle, sondern Instagram.

Das boomende Foto-Netzwerk, das in vergangenen Jahren vor allem durch seine Story-Funktion an Verbreitung erfahren hat, ist in der Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen Onliner das soziale Medium, über das junge Erwachsene sich am häufigsten über das Weltgeschehen informieren. Fast jeder vierte Internetnutzer (23 Prozent) in diesem Alter schaut sich hier regelmäßig Nachrichteninhalte an, wodurch Instagram sich knapp vor Facebook (22 Prozent) und YouTube (19 Prozent) positioniert.

Text schlägt Bewegtbild, Smartphone löst PC ab

Bei der Nachrichtennutzung schlägt weiterhin Text klar (Bewegt-)Bild. So gaben 60 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass sie Nachrichten in Schriftform lesen und sich nur gelegentlich ein Video online ansehen. Umgekehrt gibt es eine Minderheit von lediglich 10 Prozent, die sich meist per Videoformat und nur gelegentlich in Textform über Nachrichten informiert.

Interessante Erkenntnis des Digital News Reports: In der Form der Nachrichtennutzung ist es zum lang erwarteten Paradigmenwechsel gekommen: So rufen inzwischen 56 Prozent der erwachsenen deutschen Onliner News über das Smartphone ab – Laptop und PC kommen nur noch auf 55 Prozent.

Zahlungsbereitschaft bei Paid Content steigt moderat, Podcasts boomen

Die Bereitschaft, für Qualitätsinhalte im Netz zu bezahlen, bleibt unterdessen stabil. 8 Prozent der Deutschen haben im Erhebungszeitraum Geld für digitale Nachrichteninhalte ausgegeben – genauso viel wie im vergangenen Jahr.

Einen regelrechten Boom erfährt derweil die junge Gattung der Podcasts. Im Monat vor der Publikation der Studie gaben 21 Prozent der erwachsenen Onliner an, mindestens einmal im Monat einen Podcast gehört zu haben – bei der jungen Zielgruppe von 18 bis 24 Jahren sind es gar 43 Prozent. Am häufigsten werden Beiträge aus den Bereichen Medien, Wissenschaft, Lifestyle  – und Nachrichtenformate gehört.

Der Autor

Nils Jacobsen
Nils Jacobsen
Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“ / „Das Apple-Imperium 2.0“ ) berichtet seit 20 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und digitalen Wirtschaft: seit 2008 täglich für den Branchendienst MEEDIA, in einer wöchentlichen Kolumne für Yahoo Finanzen und in monatlichen Reportagen für die Marketingzeitschrift absatzwirtschaft. Jacobsen war zudem als Chefredakteur der Portale CURVED, clickfish, US FINANCE und YEALD aktiv.