Das Internet ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Einerseits. Andererseits hat es so manche frühere Hoffnung auf mehr Demokratie, Partizipation und Transparenz enttäuscht. So sehr, dass Sascha Lobo das Netz sogar schon für „kaputt“ erklärt hat. Man muss sein Verdikt nicht für bare Münze nehmen. Dennoch: Lässliche Sünden und grobe Fehlentwicklungen bleiben nicht folgenlos. Sie schlagen sich unter anderem in einer deutlich abgestuften Glaubwürdigkeit von Internetquellen nieder. Das zeigt die jüngste Trendwelle der Untersuchung best for planning (b4p).
Journalistische Angebote etablierter Medienmarken genießen hohe Glaubwürdigkeit
Hohe Glaubwürdigkeit genießen nach wie vor Nachrichtenwebsites etablierter Medienmarken, wie beispielsweise Spiegel online, FAZ.NET oder Tagesschau.de. Vier von fünf Onlinern (81 Prozent) geben zu Protokoll, dass sie den Informationen solcher journalistischer Angebote Glauben schenken. Elektronische Nachschlagewerke können hinsichtlich der Glaubwürdigkeit mit den etablierten Medienmarken mithalten. Solche Nachschlagewerke sind etwa Wikipedia, der Rechtschreib-Duden und Fremdsprachen-Wörterbücher wie LEO. Rund drei Viertel der Onliner (76 Prozent) halten sie für glaubwürdig.

Nur 20 Prozent vertrauen Bloggern und Influencern
Videoportale und soziale Netzwerke werden nach wie vor intensiv von den deutschen Onlinern genutzt. Pauschale Glaubwürdigkeit mag ihnen aber nur rund ein Viertel der deutschen Onliner bescheinigen. Das ist zum Teil wohl eine Folge der Datenskandale, in die vor allem Facebook in den letzten Jahren verwickelt war – Stichwort Cambridge Analytica.
Daneben dürfte das Unbehagen an undurchschaubaren Algorithmen ebenso eine Rolle spielen wie die mit allerlei Fälschungen und Hassparolen geführten politisch-ideologischen Grabenkämpfe. „Schleichwerbung“ trägt, wenn sie denn von Nutzern entdeckt wird, ebenfalls nicht zum Aufbau von Vertrauen bei. Der Verdacht, nicht immer mit offenem Visier zu agieren, trifft auch manche Blogger, Youtuber und Influencer. Ihnen billigt nur knapp ein Fünftel (19 Prozent) Glaubwürdigkeit zu. Sie operieren auch rechtlich in einer Grauzone, die der Tagesspiegel treffend beschrieben hat.
Nur jeder Zweite vertraut Internetvergleichsportalen
Erst mit großem Abstand zu den etablierten Medienmarken folgen „andere Nachrichtenwebsites“ – also News, die nicht von etablierten Medienmarken stammen, sondern zum Beispiel von Web.de, Yahoo oder T-online – sowie Vergleichsportale à la Check 24 und Verivox. Nur knapp die Hälfte der Onliner (46 Prozent) attestiert diesen beiden Anbietergruppen Glaubwürdigkeit.
Was Vergleichsportale angeht, hat das Bundeskartellamt in einer umfangreichen Studie vom April dieses Jahres auf tatsächlich vorhandene Probleme hingewiesen. So werde beispielsweise der Markt manchmal nicht korrekt abgedeckt und die Rankings seien zum Teil durch Vergütungen beeinflusst, die den Portalen von den getesteten Anbietern zufließen würden. „Bei Internetvergleichsportalen haben wir viele Dinge festgestellt, die wir gern abstellen würden“, zitiert der Spiegel den Kartellamtschef Andreas Mundt.
Nutzerbewertungen wird nur wenig Glauben geschenkt
Noch geringer fällt das Vertrauen in Bewertungen anderer Nutzer aus. Nur etwa ein Drittel (34 Prozent) findet Nutzerbewertungen glaubwürdig. Die Skepsis rührt vermutlich daher, dass manche Konsumentenurteile en gros über Agenturen wie Fivestar, Finostars und Bewertungsdoc eingekauft werden. Solche Firmen gebieten nach eigenen Aussagen über ganze Heerscharen „verifizierter Rezensenten“. So offeriert zum Beispiel Fivestar Bewertungen bei Amazon ab 22,95 Euro. Tripadvisor-Bewertungen sind schon ab 14,95 Euro zu haben, und bei Facebook können Interessenten ab 12,95 Euro Resonanz einkaufen. Zwar garantieren Fivestar & Co ihren Kunden keine Positivbewertungen der Rezensenten. Letzteren wird aber völlig klar sein, dass das Geschäftsmodell einschließlich ihrer persönlichen Einnahmen eben darauf basiert.
Fazit: Onliner beurteilen das Webangebot sehr differenziert
Ein Fazit? Das Internet ist keineswegs „kaputt“. Es ist eine sich stetig entwickelnde Infrastruktur, deren Dienste kaum ein Nutzer missen möchte. Die Nutzer müssen auch gar nicht in paternalistischer Manier vor allen möglichen Gefahren durch neue Regularien beschützt werden. Wie die empirische Forschung zeigt, bilden sie sich selbst ein ebenso fundiertes wie differenziertes Urteil über die Vertrauenswürdigkeit verschiedener Angebote.