Dass New York Times und Washington Post in der kritischen Auseinandersetzung mit Donald Trumps Politik ihre Digital-Abos ausweiten konnten, ist bekannt. Doch die politische Polarisierung gibt auch Printauflagen im Magazinsegment einen Schub. Die Alliance of Audited Media, das Gegenstück zur deutschen IVW, veröffentlichte jetzt für das erste Halbjahr ein Ranking der wachstumsstärksten Magazine.

And the winner is: Das älteste Wochenmagazin der USA

Das höchste Prozentwachstum unter allen US-Zeitschriften verzeichnet das älteste Wochenmagazin der USA: The Nation wurde 1865 gegründet. Das linksliberale Blatt steigert seine Printauflage im ersten Halbjahr um 34 Prozent auf rund 148.000 Exemplare. Auch der bei Condé Nast monatlich erscheinende New Yorker, Lieblingslektüre der Ostküsten-Intellektuellen, verzeichnet ein veritables Plus. Seine Auflage klettert um 18 Prozent auf über 1,2 Millionen Exemplare. Ein weiterer Nutznießer der leidenschaftlichen Politikdebatten ist The Atlantic. Das zehnmal jährlich erscheinende Magazin, 1857 als The Atlantic Monthly in Boston gestartet, steigert die Auflage um 12 Prozent auf rund 572.000 Exemplare.

Special Interest wächst ohne Trumps Hilfestellung

Auflagenwachstum ohne Zutun des Präsidenten gibt es in einigen Special-Interest-Segmenten. Deer & Deer Hunting, das Magazin für Freunde der Rotwildjagd legt 21 Prozent zu und kommt auf rund 111.000 Exemplare. Das ist nach US-Maßstäben ein Nischenprodukt, ebenso wie Equus, die Zeitschrift für Pferdeliebhaber, die um ein Zehntel auf 114.000 zulegt. Schon etwas schwergewichtiger ist Harvard Business Review, dessen deutsche Ausgabe im Spiegel-Verlag erscheint. In den USA wächst die Auflage um zehn Prozent auf beachtliche 305.000 Exemplare. Deutlich größer ist das auf den „Fernseharzt“ Mehmet Oz zugeschnittene Gesundheits- und Lifestylemagazin Dr. Oz The Good Life. Es legt um 12 Prozent zu und könnte bald die Millionenmarke knacken. Das zweimonatliche Birds & Blooms für Gartenfreunde steigert sich um 17 Prozent auf gut 1,1 Millionen. Den höchsten absoluten Zuwachs verbucht das Videospiele-Magazin Games Informer, das sich um 11 Prozent auf über sieben Millionen Exemplare verbessert.

Und in Deutschland?

Laut IVW konnten im 2. Quartal 2017 ausnahmslos alle Titel aus den Top 30 den Anteil der harten Auflage steigern. Über Wachstum konnten sich die Verlage in den Segmenten der Kinderzeitschriften und Kunstmagazine sowie Erwachsenen-Klassiker aus dem Special-Interest-Bereich freuen. Ob sich der positive Trend fortsetzt, wird man schon bald sehen, nämlich wenn am 20. Oktober die IVW Auflagen für das 3. Quartal 2017 veröffentlich werden.

Dr. Uwe Sander
Dr. Uwe Sander
Der gelernte Volkswirt arbeitete nach einigen Jahren in der empirischen Wirtschaftsforschung von 1984 bis 2014 in verschiedenen Funktionen beim Verlag Gruner+Jahr, u.a. für die Titel Capital, Stern, GEO und Art. Heute ist er freiberuflich als Autor und Berater tätig. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung des digitalen Journalismus.